Himmelsfischer
Es ist still. Es ist ruhig. Als hätte die Zeit angehalten und die Welt um mich herum wäre stehen geblieben. Ich liege im kühlen, taufeuchten Gras, während eine Playlist von d4vd durch meine Kopfhörer spielt. Der kleine Bach plätschert träge vor sich hin und winzige Fische bahnen sich ihren Weg durch die seichte dunkelblaue Strömung. Der Nachthimmel spiegelt sich im Wasser und es sieht aus, als würden die Fische oben in den Sternen schwimmen. Am Ufer entlang wachsen überall kleine Blumen, die im Mondschein leuchten, als wären sie magisch. Es scheint beinahe so als würden sie sich umarmen, um sich gegenseitig in der frischen Brise von Osten aus zu wärmen. Eine Schar Glühwürmchen fliegt unbeschwert über das Schilf hinweg, wie winzige verzauberte Lichter, die Wünsche erfüllen, wenn du nur fest genug daran glaubst. Könnten sie das wirklich, dann würde ich mir wünschen, dass dieser Augenblick niemals vergeht. Die Lichtung ist einsam. Ich bin einsam. Aber auf eine friedliche, tröstende Weise. Mit glasigen Augen starre ich zum wunderschönen Nachthimmel hinauf. Es fühlt sich an wie ein Traum, aus dem ich nie wieder aufwachen will. Der Mond schwebt wie eine große, helle Sichel auf der endlosen Himmelsdecke, umgeben von unzähligen Sternen, Lichtjahre entfernt. Als ich klein war, habe ich immer daran geglaubt, dass auf dem Mond wirklich ein Junge mit einer Angel sitzt, Nacht um Nacht. Jeden Abend lehnte ich mich aus meinem Fenster und schaute wehmütig hoch zu den Sternen. Ich träumte davon, zu ihm hinaufzufliegen, sodass wir dort zusammen leben und den Sternenhimmel genießen könnten. Dann hätten wir beide nicht mehr alleine sein müssen und könnten für immer gemeinsam Himmelsfische fangen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war das albern und kindisch. Trotzdem breitet sich in meinem Herzen eine traurige, dennoch warme und träumerische Sehnsucht aus.
Angelina Wenning